Freitag, 23. Januar 2009
Der Bankrott Islands führt in Reykjavik zu Aufständen
kollontai, 18:10h
Der Bankrott Islands führt in Reykjavik zu Aufständen

Im Jahr 2007 war das BIP Islands noch das höchste der Welt und das Pro-Kopf-Einkommen betrug im Durchschnitt 40 000 Euro. Vor der Krise gab es noch ein Wachstum des BIP von 2,6% (Im Zeitraum von 10 Jahren betrug das Wachstum im Durchschnitt sogar 4%!) und eine Arbeitslosenrate von nur 2,9%. Der Staatshaushalt erwirtschaftete sogar einen Überschuss.
Als höchstkapitalistischer Bankenstaat hat die Krise Island mit am härtesten getroffen. Die Währung hat zum Beispiel in 9 Monaten um 50% an Wert verloren. Am 31. Juli 2008 beliefen sich die Auslandsschulden auf 9553 Milliarden isländische Kronen, darunter 80% bei ausländischen Banken, während das Bruttoinlandprodukt im Jahre 2007 nur 1279 Milliarden betrug. Die drei größten Banken des Landes sind im Oktober 2008 Pleite gegangen und die restlichen sind ALLE! verstaatlicht worden. Aufgrund der Geldentwertung hat sich der Lebensstandard der Menschen verschlechtert, während sich die Schulden vermehrt haben. Für den Staatshaushalt werden immer mehr Schulden aufgenommen, welche dann von zukünftigen Generationen wieder mühsam abgebaut werden müssen, während die Einkommen der jetzigen Generation immer weiter abnehmen. Auch mit dem Fischereiwesen, welches früher eine der Hauptstützen der isländischen Wirtschaft war, geht es bergab (Es wird nicht genug Stockfisch vom Markt nachgefragt.), obwohl diese bereits durch die monatelange Stagnation in der Aluminiumindustrie geschwächt wurde, sodass die Arbeitslosenrate jetzt schon auf satte 7,8% gestiegen ist.
Seit Wochen versammeln sich um 15 Uhr die Regierungsgegner vor dem Parlament, wo der 64jährige Leiter der Demonstration (ein engagierter Popsänger) die ca. 40-50jährigen Demonstranten koordiniert.
Seit dem 20. Januar jedoch demonstrieren jeden Nachmittag Tausende Isländer, jung und alt, vor dem Parlament und dem Büro des Premierministers und fordern den Rücktritt der Regierung. Die Idee war, sich mit regierungskritischen Schlagwörtern, lauten Musikinstrumenten, bzw. mit Kasserollen, Eiern und Quark zu versammeln und den Forderungen der Bevölkerung Nachdruck zu verleihen. Die Regierung konnte dabei die Liebeslieder der Isländer anhören und die Polizei ihre brandneuen Schlagstöcke zum ersten Mal ausprobieren. Die Demonstranten wurden außerdem noch von einigen Abgeordneten der Opposition unterstützt. Nachdem die Demos in zwei aufeinanderfolgenden Nächten stattfanden, wuchsen diese sich jedoch zu einem regelrechten Aufstand aus, welcher insgesamt 15 Stunden dauerte. Am Donnerstag den 22.1.09 haben die Polizisten sogar Tränengas verwendet, was nur einmal in der Geschichte (1949 anlässlich einer Demo gegen den Beitritt Islands zur NATO) Islands geschah.
Bereits am Mittwoch begannen sich die Schüler zu organisieren und sich mit den Demonstrierenden in Reykjavik zu solidarisieren. Es entstand eine spontane Demo, bei deren Höhepunkt das Büro des konservativen Premierministers Gei Haarde komplett mit roter Farbe beschmiert wurde und vor dem Amtssitz des Premiers ein riesiges Feuer angezündet wurde.
Der Chef der Sozialdemokraten, Ingibjörg Solrun Gisladottir, der als Außenminister zur großen Koalition gehört, hat vorgeschlagen, die Wahlen, die im Frühling stattfinden sollen, vorzuziehen. Die konservative Partei der Koalition lehnt dies natürlich ab.
Die Bürger lassen sich aber nicht täuschen und warten auf konkrete Maßnahmen gegen Schulden, Arbeitslosigkeit, allgemeinen Bankrott und die Finanzierung der Unternehmen, welche die Krise mit verursacht haben und einfach blind dafür waren diese zu erkennen. Eine Demonstrantin sagte dazu: „Das ist schon gut, zu wählen/Wahlen zu haben, die Regierung also loszuwerden, aber das genügt nicht, es muss mehr sein/wir brauchen mehr!“.

Im Jahr 2007 war das BIP Islands noch das höchste der Welt und das Pro-Kopf-Einkommen betrug im Durchschnitt 40 000 Euro. Vor der Krise gab es noch ein Wachstum des BIP von 2,6% (Im Zeitraum von 10 Jahren betrug das Wachstum im Durchschnitt sogar 4%!) und eine Arbeitslosenrate von nur 2,9%. Der Staatshaushalt erwirtschaftete sogar einen Überschuss.
Als höchstkapitalistischer Bankenstaat hat die Krise Island mit am härtesten getroffen. Die Währung hat zum Beispiel in 9 Monaten um 50% an Wert verloren. Am 31. Juli 2008 beliefen sich die Auslandsschulden auf 9553 Milliarden isländische Kronen, darunter 80% bei ausländischen Banken, während das Bruttoinlandprodukt im Jahre 2007 nur 1279 Milliarden betrug. Die drei größten Banken des Landes sind im Oktober 2008 Pleite gegangen und die restlichen sind ALLE! verstaatlicht worden. Aufgrund der Geldentwertung hat sich der Lebensstandard der Menschen verschlechtert, während sich die Schulden vermehrt haben. Für den Staatshaushalt werden immer mehr Schulden aufgenommen, welche dann von zukünftigen Generationen wieder mühsam abgebaut werden müssen, während die Einkommen der jetzigen Generation immer weiter abnehmen. Auch mit dem Fischereiwesen, welches früher eine der Hauptstützen der isländischen Wirtschaft war, geht es bergab (Es wird nicht genug Stockfisch vom Markt nachgefragt.), obwohl diese bereits durch die monatelange Stagnation in der Aluminiumindustrie geschwächt wurde, sodass die Arbeitslosenrate jetzt schon auf satte 7,8% gestiegen ist.
Seit Wochen versammeln sich um 15 Uhr die Regierungsgegner vor dem Parlament, wo der 64jährige Leiter der Demonstration (ein engagierter Popsänger) die ca. 40-50jährigen Demonstranten koordiniert.
Seit dem 20. Januar jedoch demonstrieren jeden Nachmittag Tausende Isländer, jung und alt, vor dem Parlament und dem Büro des Premierministers und fordern den Rücktritt der Regierung. Die Idee war, sich mit regierungskritischen Schlagwörtern, lauten Musikinstrumenten, bzw. mit Kasserollen, Eiern und Quark zu versammeln und den Forderungen der Bevölkerung Nachdruck zu verleihen. Die Regierung konnte dabei die Liebeslieder der Isländer anhören und die Polizei ihre brandneuen Schlagstöcke zum ersten Mal ausprobieren. Die Demonstranten wurden außerdem noch von einigen Abgeordneten der Opposition unterstützt. Nachdem die Demos in zwei aufeinanderfolgenden Nächten stattfanden, wuchsen diese sich jedoch zu einem regelrechten Aufstand aus, welcher insgesamt 15 Stunden dauerte. Am Donnerstag den 22.1.09 haben die Polizisten sogar Tränengas verwendet, was nur einmal in der Geschichte (1949 anlässlich einer Demo gegen den Beitritt Islands zur NATO) Islands geschah.
Bereits am Mittwoch begannen sich die Schüler zu organisieren und sich mit den Demonstrierenden in Reykjavik zu solidarisieren. Es entstand eine spontane Demo, bei deren Höhepunkt das Büro des konservativen Premierministers Gei Haarde komplett mit roter Farbe beschmiert wurde und vor dem Amtssitz des Premiers ein riesiges Feuer angezündet wurde.
Der Chef der Sozialdemokraten, Ingibjörg Solrun Gisladottir, der als Außenminister zur großen Koalition gehört, hat vorgeschlagen, die Wahlen, die im Frühling stattfinden sollen, vorzuziehen. Die konservative Partei der Koalition lehnt dies natürlich ab.
Die Bürger lassen sich aber nicht täuschen und warten auf konkrete Maßnahmen gegen Schulden, Arbeitslosigkeit, allgemeinen Bankrott und die Finanzierung der Unternehmen, welche die Krise mit verursacht haben und einfach blind dafür waren diese zu erkennen. Eine Demonstrantin sagte dazu: „Das ist schon gut, zu wählen/Wahlen zu haben, die Regierung also loszuwerden, aber das genügt nicht, es muss mehr sein/wir brauchen mehr!“.
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joffe,
Samstag, 24. Januar 2009, 01:01
Hoffnung
Es ist sehr hoffnungsvoll, daß die Menschen dort, oder wenigstens einige von ihnen, zu erkennen beginnen, daß die Sache mit Wahlen nicht getan ist. Gut wäre natürlich, wenn daraus auch eine organisierte antikapitalistische Alternative über den Tag hinaus erwachsen würde.
Erste Ansätze, die ich nicht abschließend einschätzen kann, sind vielleicht hier zu finden:
http://www.vg.is/tungumal/english/
http://en.wikipedia.org/wiki/Left-Green_Movement
Erste Ansätze, die ich nicht abschließend einschätzen kann, sind vielleicht hier zu finden:
http://www.vg.is/tungumal/english/
http://en.wikipedia.org/wiki/Left-Green_Movement
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kollontai,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 03:50
Rücktritt der Regierung
Die Regierung ist zurückgetreten ! Yupi !
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joffe,
Donnerstag, 29. Januar 2009, 21:35
*grübel*
Na ja, der Rücktritt ist schon eine gute Sache, weil er von der außerparlamentarischen Bewegung erzwungen wurde. Was danach kommt wird entscheiden, ob die Proteste wirklich etwas gebracht haben oder ein Schuß in den Ofen waren. Werden sich die Menschen mit einem einfachen Regierungswechsel zufrieden geben oder wird es Formen der Selbstorganisation geben, die aus den Protesten erwachsen. Es wird spannend, die weitere Entwicklung zu beobachten.
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