Montag, 2. Februar 2009
Erklärung der imj zum Krieg in Palästina
juan rivera, 11:23h
Seit dem 27. Dezember 2008 wird der Gaza-Streifen von Flugangriffen der israelischen Luftwaffe heimgesucht. Am 3. Januar diesen Jahres wurde auch eine große Bodenoffensive gestartet. Die Medien und hochrangigen PolitikerInnen sind sich einig darin, dass sich Israel hier vor den Raketenangriffen der Hamas schützt, die den Waffenstillstand gebrochen und den Krieg damit provoziert hätte. Verschwiegen wird jedoch, dass das israelische Militär bereits Ende des letzten Jahres mehrere PalästinenserInnen bei Militäroperationen getötet hat. Auch die schrittweise Lockerung der Blockade gegen Gaza, zu der sich Israel im Rahmen der Waffenruhe verpflichtet hatte, erfolgte bestenfalls halbherzig, weshalb es immer wieder zu Versorgungsengpässen mit lebensnotwendigen Gütern kam. Leidtragende dieses Überfalls ist aber nicht die Hamas, sondern die palästinensische Zivilbevölkerung. Am 12. 1. 2009 ging man bereits von 900 Toten und 3500 Verletzten aus. JournalistInnen und Hilfsorganisationen wird der Zutritt in den Gazastreifen nicht gestattet und nicht nur die völlig überlasteten Krankenhäuser leiden erheblich unter der Tatsache, dass die Stromzufuhr in vielen Gebieten unterbrochen wurde. Blickt man hinter die Fassade der üblichen Rechtfertigungslügen, kommt man nicht umhin anzuerkennen, dass es sich hier um einen Krieg handelt, der in direktem Zusammenhang mit den Ereignissen der westlichen Breitengrade steht. Nicht nur, dass die Finanzkrise besonders die Industriestaaten erschüttert hat, in Griechenland kam es aufgrund allgemeiner Unzufriedenheit und brutaler Polizeigewalt zu massiven Unruhen und Protesten. Aber auch in Frankreich gab es eine kämpferische Schüler-, Studenten- und Gewerkschaftsbewegung gegen die Bildungsreform im letzten Jahr, die noch immer nicht verebbt ist. Dies sind aber nur zwei Beispiele, einer ganzen Liste von Ereignissen, die hier aufgeführt werden könnten. Fakt ist: Dieser Krieg dient nichts anderem, als dem Ziel der schnellen und harten Niederschlagung des palästinensischen Widerstandes gegen das israelische Apartheidsregime.
Wir verurteilen diesen Überfall und bekunden hiermit unsere Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung, sowie den fortschrittlichen Kräften in Palästina und Israel! Nicht vergessen werden darf, dass es bereits seit Jahren gemeinsame Demonstrationen von Israelis und PalästinenserInnen gibt, die sich gegen den imperialistischen Krieg, die Mauer in Palästina und die staalichen Repression wenden. Überall auf der Welt wird dieser Gedanke von linken Bewegungen, Gruppen und Organisationen unterstützt, aber gerade in Deutschland, scheut die Linke oft davor zurück und überlässt Neonazis und Rechtsextremen das Feld, die versuchen ihren perversen Antisemitismus zu transportieren, indem sie ihn mit einem halbherzigen, nationalistischen Pseudo„antiimperialismus“ koppeln.
Wir sind der Überzeugung, dass der Kampf um die Befreiung der palästinensischen Bevölkerung untrennbar mit den sozialen Kämpfen verbunden ist, die wir weltweit beobachten können und das auch die israelische Bevölkerung nur dann Frieden und Freiheit finden kann, wenn sie sich selbst auf die Seite der Unterdrückten stellt und gegen die Unterdrücker wendet, so wie es bereits immer wieder geschieht, denn die gemeinsamen Demonstrationen in einigen Städten und Dörfern sind ein Anfang, den es auszubauen gilt. Wir sind weiterhin der festen Auffassung, dass die Unterdrückung in Palästina der Logik eines Wirtschafts- und Gesellschaftssystems entspringt, dass nun weltweit einen erbitterten Kampf um das eigene Überleben führt und langsam aber sicher mit dem Rücken zur Wand steht. Deshalb braucht eine Lösung der Probleme in Palästina und Israel die internationale Solidarität fortschrittlicher Kräfte so dringend, wie wir die Luft zum atmen.
Für die Solidarität mit der unterdrückten Bevölkerung in Palästina!
Für die Solidarität mit den fortschrittlichen und revolutionären Kräften in Palästina und Israel!
Wir verurteilen diesen Überfall und bekunden hiermit unsere Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung, sowie den fortschrittlichen Kräften in Palästina und Israel! Nicht vergessen werden darf, dass es bereits seit Jahren gemeinsame Demonstrationen von Israelis und PalästinenserInnen gibt, die sich gegen den imperialistischen Krieg, die Mauer in Palästina und die staalichen Repression wenden. Überall auf der Welt wird dieser Gedanke von linken Bewegungen, Gruppen und Organisationen unterstützt, aber gerade in Deutschland, scheut die Linke oft davor zurück und überlässt Neonazis und Rechtsextremen das Feld, die versuchen ihren perversen Antisemitismus zu transportieren, indem sie ihn mit einem halbherzigen, nationalistischen Pseudo„antiimperialismus“ koppeln.
Wir sind der Überzeugung, dass der Kampf um die Befreiung der palästinensischen Bevölkerung untrennbar mit den sozialen Kämpfen verbunden ist, die wir weltweit beobachten können und das auch die israelische Bevölkerung nur dann Frieden und Freiheit finden kann, wenn sie sich selbst auf die Seite der Unterdrückten stellt und gegen die Unterdrücker wendet, so wie es bereits immer wieder geschieht, denn die gemeinsamen Demonstrationen in einigen Städten und Dörfern sind ein Anfang, den es auszubauen gilt. Wir sind weiterhin der festen Auffassung, dass die Unterdrückung in Palästina der Logik eines Wirtschafts- und Gesellschaftssystems entspringt, dass nun weltweit einen erbitterten Kampf um das eigene Überleben führt und langsam aber sicher mit dem Rücken zur Wand steht. Deshalb braucht eine Lösung der Probleme in Palästina und Israel die internationale Solidarität fortschrittlicher Kräfte so dringend, wie wir die Luft zum atmen.
Für die Solidarität mit der unterdrückten Bevölkerung in Palästina!
Für die Solidarität mit den fortschrittlichen und revolutionären Kräften in Palästina und Israel!
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joffe,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:31
Zustimmung
Wirklich eine sehr gute Erklärung, finde ich. Besonders die Betonung, daß die revolutionären Kräfte in Israel und Palästina gleichermaßen unsere Solidarität brauchen. Alles andere würde bedeuten, sich mit dem Nationalismus einer der beiden Seiten zu solidarisieren, eine Falle, in die sehr viele Linke leider hineintappen.
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herzl,
Freitag, 6. Februar 2009, 12:28
Von mir nicht
Sich mit dem Nationalismus in Israel zu solidarisieren - man könnte auch sagen dem Zionismus - heißt nichts anderes, als sich mit einer Ieologie zu solidarisieren, die seit 1948 bis heute, heute immerhin 6 Millionen Juden, so etwas wie Frieden, Freiheit, Gleichheit und nicht zuletzt Schutz vor Antisemitismus verspricht. 2000 Jahre lang wurden die Juden in aller Welt diskriminiert und verfolgt - insofern war die Gründung Israels die einzige Möglichkeit diese Zustände zu beenden.
Wenn es in Israel irgendwann mal keinen Nationalismus/Zionismus gibt, dann passiert das, was sich neben Hassan al-Banna, bin Laden, Nasrallah, Hanija, Ahmadinedschad nicht wenige wünschen, nämlich, dass die "Juden ins Meer getrieben" werden und "Israel von der Landkarte verschwindet".
Genau DAS ist es auch, was den letztenb Gaza-Krieg, aber auch den im Libanon 2006 ausgelöst hat. In der Hamas-Charta steht schon in der Präambel die Auslöschung Israels als Ziel und daran scheint sie auch ihr politisches Handeln abzleiten. Nicht die Palästinenser-Feindschaft Israels und auch nicht irgendwelche herbeihalluzinierte materialistische Logiken von einer "Krise des Kapitalismus" usw. Israel MUSS und KANN - Gott sei Dank - sich verteidigen.
Natürlich sind die vielen zivilen Opfer auf palästinensischer Seite bedauerlich. Man sollte aber auch bedenken, dass nicht wenige davon umgekommen sind, weil die Hamas geziehlt ihre militärischen Einrichtungen in nächster Nähe besonders sensibler Zivileinrichtungen platziert hat.
Interessant fände ich ja, wie sich die Macher hier über den letzten Anti-Israel-Demos in Deutschland und der Welt äußern. Was sagen die Internationalen MarxistInnen Jena über Demos, auf denen Islamisten, Altlinke, Holocaustleugner nebeneinander marschierten und Israels Politik mit der Shoa verglichen? Ernsthafte Frage! Ich meine, auf der beliebten Rosa-Luxemburg-Demo in Berlin scheint es ja auch einen großen Hamas-freundlichen Block gegeben zu haben.
Wenn es in Israel irgendwann mal keinen Nationalismus/Zionismus gibt, dann passiert das, was sich neben Hassan al-Banna, bin Laden, Nasrallah, Hanija, Ahmadinedschad nicht wenige wünschen, nämlich, dass die "Juden ins Meer getrieben" werden und "Israel von der Landkarte verschwindet".
Genau DAS ist es auch, was den letztenb Gaza-Krieg, aber auch den im Libanon 2006 ausgelöst hat. In der Hamas-Charta steht schon in der Präambel die Auslöschung Israels als Ziel und daran scheint sie auch ihr politisches Handeln abzleiten. Nicht die Palästinenser-Feindschaft Israels und auch nicht irgendwelche herbeihalluzinierte materialistische Logiken von einer "Krise des Kapitalismus" usw. Israel MUSS und KANN - Gott sei Dank - sich verteidigen.
Natürlich sind die vielen zivilen Opfer auf palästinensischer Seite bedauerlich. Man sollte aber auch bedenken, dass nicht wenige davon umgekommen sind, weil die Hamas geziehlt ihre militärischen Einrichtungen in nächster Nähe besonders sensibler Zivileinrichtungen platziert hat.
Interessant fände ich ja, wie sich die Macher hier über den letzten Anti-Israel-Demos in Deutschland und der Welt äußern. Was sagen die Internationalen MarxistInnen Jena über Demos, auf denen Islamisten, Altlinke, Holocaustleugner nebeneinander marschierten und Israels Politik mit der Shoa verglichen? Ernsthafte Frage! Ich meine, auf der beliebten Rosa-Luxemburg-Demo in Berlin scheint es ja auch einen großen Hamas-freundlichen Block gegeben zu haben.
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herzl,
Freitag, 6. Februar 2009, 17:27
Grammatik-Polizei
...sollte hier mal zuschlagen. Katastrophe! : )
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joffe,
Samstag, 7. Februar 2009, 21:53
Katastrophe ist vielmehr...
Eine Katastrophe ist vielmehr, die israelischen Menschen auf den Höllentripp eines ständiger Kriege und ständigen Blutvergießens zu schicken und das dann auch noch "Frieden" zu nennen. Einen solchen "Frieden" würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen. Und was die Freiheit betrifft, so kann ein Volk, in dessen Namen ein anderes unterdrückt und gequält wird, selbst nicht frei sein. Der ununterbrochene Kriegszustand ist eine ernste Bedrohung für die Demokratie in Israel selbst. Wer diese Zustände verherrlicht, ist nicht nur ein Feind des palästinensischen sondern auch des israelischen Volkes.
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abramowitsch,
Samstag, 7. Februar 2009, 23:57
zionismus
joffe hat schon recht, nur sollten wir nicht vergessen, dass es sich nicht einfach um zwei nationalismen handelt. der konflikt israel - palästina ist eben auch und in erster linie ein "nord-süd"-konflikt. ich unterstelle, dass die effektiven geldströme im spätkapitalismus immer von der peripherie zum zentrum fließen. von daher handelt es sich auf israels seite um einen imperialistischen, chauvinistischen und damit arbeiterInnenfeindlichen nationalismus und auf der palästinensischen seite um einen defensiv anti-imperialistischen, also den kapitalismus schwächenden und damit dem proletariat und der bäuerInnenklasse nützenden nationalismus. sicher ist das auch verkürzt und um die der sache innewohnenden widersprüche bereinigt. "keine partei" zu ergreifen scheint mir aber noch verkürzter. übrigens sollte nicht unerwäht bleiben, dass selbst die UN (!) 1975 den zionismus als rassismus verurteilt hat, in der resolution 3379. mit den stimmen der staaten, die aus dem imperialistischen weltsystem ausgeschert waren, u.a. der von israel nie anerkannten ddr.
was die "gleichheit" in israel angeht, so ist sie eine fiktion. auch in israel werden jüdische menschen diskriminiert, bzw. nützt es ihnen überhaupt nichts, jüdischen glaubens zu sein. so stehen die osteuropäischen jüdInnen unter den westeuropäischen und amerikanischen. äthiopische und arabische (!) jüdInnen stehen noch weiter unten.
eine frage müsste auch herzl interessieren: woher kommt eigentlich der antisemitismus, über den er sich zu recht beklagt? wenn man nicht annimmt, dass diese ideologische tendenz einfach aus sich selbst heraus existiert, muss man materielle ursachen suchen. vielleicht haben die israelischen verbrechen was damit zu tun...? noch eine frage: wer hat eigentlich die hamas erst aufgebaut, ebenso al-qaida?
was die "gleichheit" in israel angeht, so ist sie eine fiktion. auch in israel werden jüdische menschen diskriminiert, bzw. nützt es ihnen überhaupt nichts, jüdischen glaubens zu sein. so stehen die osteuropäischen jüdInnen unter den westeuropäischen und amerikanischen. äthiopische und arabische (!) jüdInnen stehen noch weiter unten.
eine frage müsste auch herzl interessieren: woher kommt eigentlich der antisemitismus, über den er sich zu recht beklagt? wenn man nicht annimmt, dass diese ideologische tendenz einfach aus sich selbst heraus existiert, muss man materielle ursachen suchen. vielleicht haben die israelischen verbrechen was damit zu tun...? noch eine frage: wer hat eigentlich die hamas erst aufgebaut, ebenso al-qaida?
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abramowitsch,
Sonntag, 8. Februar 2009, 00:04
ein trotzkistisches/rätekommunistisches flugblatt
von 2002 gibt es hier zu sehen. die gam - wie immer - mit zielsicheren parolen, die nur so lange beibehalten werden brauchen, bis die revolution da ist ;)
http://home.igc.org/~itode/warum_wir.html
http://home.igc.org/~itode/warum_wir.html
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abramowitsch,
Sonntag, 8. Februar 2009, 13:19
@herzl
1. warum habe *ich* "auf die schnauze verdient" für das flugblatt? könntest du bitte - wenn das schon sein muss - nach münchen fahren und die hauen, die das geschrieben haben? :)
2. ich finde deine argumente schon erwägenswert. nur wenn man sie von den beschimpfungen getrennt hat, sind es nicht sehr viele. wenn deine verabschiedung nicht für immer ist, könnte man sich auch mit deinen argumenten auseinander setzen.
3. kleine logik-schulung: eine katze zu sein impliziert: sterblich zu sein. sterblich zu sein impliziert nicht: eine katze zu sein. antisemitismus impliziert antizionismus. antizionismus impliziert *nicht* antisemitismus. ich finde ja auch, dass das judentum eine eine interessante und bewahrenswerte kultur ist und dass vertreterInnen hieraus schon viel zur kultur der übrigen menschheit beigetragen haben.
4. wie schopenhauer schon festgestellt hat, besteht die hauptschwäche des menschlichen intellekts darin, dass wir immer nur einen gedanken zur gleichen zeit denken können. immer, wenn ich etwas sage, sage ich alles andere nicht. deswegen macht es nicht viel sinn, den leuten von der seite moralische Vorwürfe zu machen, dass hier nichts über sri lanka und andere länder steht. wenn du das auch in deine sonstigen argumentationen mit einkalkulieren könntest, wärst du vielleicht in der lage, an diskussionen teilzunehmen, ohne danach von hass zerfressen zu sein.
2. ich finde deine argumente schon erwägenswert. nur wenn man sie von den beschimpfungen getrennt hat, sind es nicht sehr viele. wenn deine verabschiedung nicht für immer ist, könnte man sich auch mit deinen argumenten auseinander setzen.
3. kleine logik-schulung: eine katze zu sein impliziert: sterblich zu sein. sterblich zu sein impliziert nicht: eine katze zu sein. antisemitismus impliziert antizionismus. antizionismus impliziert *nicht* antisemitismus. ich finde ja auch, dass das judentum eine eine interessante und bewahrenswerte kultur ist und dass vertreterInnen hieraus schon viel zur kultur der übrigen menschheit beigetragen haben.
4. wie schopenhauer schon festgestellt hat, besteht die hauptschwäche des menschlichen intellekts darin, dass wir immer nur einen gedanken zur gleichen zeit denken können. immer, wenn ich etwas sage, sage ich alles andere nicht. deswegen macht es nicht viel sinn, den leuten von der seite moralische Vorwürfe zu machen, dass hier nichts über sri lanka und andere länder steht. wenn du das auch in deine sonstigen argumentationen mit einkalkulieren könntest, wärst du vielleicht in der lage, an diskussionen teilzunehmen, ohne danach von hass zerfressen zu sein.
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juan rivera,
Mittwoch, 11. Februar 2009, 05:53
Ich habe den letzten Beitrag herzls gelöscht. Die Kommentarfunktion ist sicher auch zum diskutieren da und wenn sich Antideutsche und andere Liberale hier dazu berufen fühlen an der Diskussion teilzunehmen, dann steht ihn dies natürlich jederzeit frei.
Aber sprüche wie "Dafür hast du eins auf die Schnauze" verdient sind einfach peinlich für diesen Blog und man kann kaum behaupten, dass die Diskussion davon bereichert würde. ;)
Aber sprüche wie "Dafür hast du eins auf die Schnauze" verdient sind einfach peinlich für diesen Blog und man kann kaum behaupten, dass die Diskussion davon bereichert würde. ;)
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juan rivera,
Mittwoch, 11. Februar 2009, 06:06
@abramowitsch
Nur noch zwei-drei kleine Anmerkungen:
Ich persönlich halte deine Aussagen über die Nationalismen von Israel und Palästina schlichtweg für falsch, weil sie einer marxistischen Analyse entbehren.
Du hast zwar vollkommen recht, dass Palästina als Region von Israel ausgebeutet wird, aber deshalb ist palästinensischer Nationalismus doch keinesfalls arbeiterfreundlich oder gegen den Kapitalismus gerichtet.
Gerade bei Hamas und Fatah, auch bei Arafat, handelt/e es sich doch um Organisationen und Vertreter der palästinensischen Bourgeoisie. Die Bourgeoisie ist aber, aufgrund ihrer Schwäche in diesem Land und aufgrund des global-reaktionären Charakters dieser Klasse gar nicht mehr in der Lage, eine progressive Rolle einzunehmen, auch in diesem Kampf nicht. Mit dieser Logik greifst du die alte Taktik der Warschauer Vertragsstaaten und der stalinistischen Sowjetunion auf, die darauf abzielte "fortschrittliche" bürgerliche Kräfte zu untersützen und die damit der Arbeiterklasse immer nur geschadet haben. Denken wir nur an China 1927 als erstes markantes Beispiel. Auch James Connolly erkannte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die Tatsache, dass sich Irland nie auf kapitalistischer Grundlage vom britischen Kolonialismus befreien kann und hat das auch in mehreren Artikel dargelegt, in denen er sich strikt gegen den bürgerlichen Nationalismus wendete. Einigen dürfte sein Ausspruch "Hold on to your rifles, boys!" bekannt sein, den er seinen Genossen von der Citizen Army für den Fall eines gemeinsamen Sieges mit den bürgerlichen Irish Volunteers am Vorabend des Osteraufstandes mit auf den Weg gab. Interessanterweise griff er hiermit die Grundideen der Permanenten Revolution von Leo Trotzki auf, angewendet auf ein kolonialisiertes Land.
Auch in Palästina kann nur die Solidarität mit revolutionären, sozialistischen Kräften eine Option für revolutionäre Marxisten sein.
Ich persönlich halte deine Aussagen über die Nationalismen von Israel und Palästina schlichtweg für falsch, weil sie einer marxistischen Analyse entbehren.
Du hast zwar vollkommen recht, dass Palästina als Region von Israel ausgebeutet wird, aber deshalb ist palästinensischer Nationalismus doch keinesfalls arbeiterfreundlich oder gegen den Kapitalismus gerichtet.
Gerade bei Hamas und Fatah, auch bei Arafat, handelt/e es sich doch um Organisationen und Vertreter der palästinensischen Bourgeoisie. Die Bourgeoisie ist aber, aufgrund ihrer Schwäche in diesem Land und aufgrund des global-reaktionären Charakters dieser Klasse gar nicht mehr in der Lage, eine progressive Rolle einzunehmen, auch in diesem Kampf nicht. Mit dieser Logik greifst du die alte Taktik der Warschauer Vertragsstaaten und der stalinistischen Sowjetunion auf, die darauf abzielte "fortschrittliche" bürgerliche Kräfte zu untersützen und die damit der Arbeiterklasse immer nur geschadet haben. Denken wir nur an China 1927 als erstes markantes Beispiel. Auch James Connolly erkannte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts die Tatsache, dass sich Irland nie auf kapitalistischer Grundlage vom britischen Kolonialismus befreien kann und hat das auch in mehreren Artikel dargelegt, in denen er sich strikt gegen den bürgerlichen Nationalismus wendete. Einigen dürfte sein Ausspruch "Hold on to your rifles, boys!" bekannt sein, den er seinen Genossen von der Citizen Army für den Fall eines gemeinsamen Sieges mit den bürgerlichen Irish Volunteers am Vorabend des Osteraufstandes mit auf den Weg gab. Interessanterweise griff er hiermit die Grundideen der Permanenten Revolution von Leo Trotzki auf, angewendet auf ein kolonialisiertes Land.
Auch in Palästina kann nur die Solidarität mit revolutionären, sozialistischen Kräften eine Option für revolutionäre Marxisten sein.
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abramowitsch,
Mittwoch, 11. Februar 2009, 13:33
offene fragen
deine einleitungsbemerkung gibt deinem beitrag etwas abschließendes - schade. ich finde nämlich, dass auch er fragen aufwirft. ich will aber nicht das letzte wort haben.
eine marxistische analyse bedeutet ja nicht, dass das ergebnis schon feststeht. ist die hamas wirklich - wie die fatah - partei der palästinensischen bourgeoisie? ich glaube, es ist etwas komplizierter, denn warum bekämpfen sich denn beide? die hamas regiert ja nur in gaza und wurde gerade wegen ihrer volksnähe gewählt. ein beispiel: der ministerpräsident blieb auch nach der wahl in seinem flüchtlingslager wohnen. gibt es in gaza, einer region mit 80% arbeitslosigkeit, überhaupt eine kapitalakkumulation? gibt es dort die klassischen klassen bourgeoisie und proletariat? davon abgesehen brauche ich nicht die hamas (oder die fatah) unterstützen um den palästinensichen nationalismus zu unterstützen. mein punkt ist: es gibt eine unterdrückte nation und eine unterdrückende. wie kann ich denn als jemand, der gegen unterdrückung ist, "neutral" bleiben?
wenn wir uns einig sind, das israel der aggressor ist und die palästinenserInnen die unterdrückten, wie kann dann der nationalismus von beiden seiten gleich sein? oder haben wir ein missverständnis, was das wort nationalismus betrifft? was den punkt angeht, kann ich mich natürlich begrifflich irren oder falsch ausgedrückt haben.
ich weiß nicht, ob überhaupt schon jemand die dialektik von nationalismus und internationalismus theoretisch abschließend erfasst hat. letztlich ist es ein widersprüchlicher prozess, aber die widersprüche sollten wir auch erfassen.
ich denke, weder lenin noch trotzki haben in der sache das letzte wort gesprochen, möchte aber folgende feststellung von trotzki zu bedenken geben:
" Der Kampf der unterdrückten Völker für nationale Vereinigung und Unabhängigkeit ist doppelt fortschrittlich, denn einerseits bereitet er günstigere Bedingungen für ihre eigene Entwicklung vor, während er andererseits dem Imperialismus Schläge erteilt. Das im besonderen ist der Grund, warum die Sozialisten im Kampf zwischen einer zivilisierten imperialistischen demokratischen Republik und einer rückständigen barbarischen Monarchie eines kolonialen Landes trotz seiner Monarchie zur Gänze auf der Seite des unterdrückten Landes und gegen das Unterdrückerland stehen, ungeachtet seiner „Demokratie“." (1938)
mandel sprach darauf aufbauend von den drei sektoren der weltrevolution und ich finde, dass das im prinzip noch nicht überholt ist, auch wenn sich vieles geändert hat. der fehler der komintern und der kp china im besonderen war ja nicht, dass sie sich mit der nationalen bourgeoise verbündet haben, sondern, dass sie sich untergeordnet haben. auch ein permanenzrevolutionär kann für nationale unabhängigkeit sein. und er muss es - finde ich - wenn sich diese frage praktisch stellt.
Dass die palestinensische Bourgeoisie, als deren Partei ich nur die Fatah ansehen würde, nicht in der Lage ist, eine fortschrittliche Position einzunehmen, bedeutet praktisch, dass sie die Unabhängigkeit von Palästina aufgegeben hat. Insofern stimmt deine Analyse. Die Hamas ist meiner meinung nach in der widersprüchlichen Situation, dass sie einerseits die Unabhängigkeit noch nicht aufgegeben hat, andererseits ständig zu Zugeständnissen bereit ist. außerdem sind sie ja natürlich nicht ernsthaft für unabhängigkeit, sonst würden sie ja das volk bewaffnen und nicht nur sich selbst.
Wie dem auch sei: Wir sind uns ja einig, dass nur die soziale revolution (in der ganzen gegend) die nationale frage lösen kann. aber gerade das zeigt ja, dass die revolution ein mittel ist und kein ziel. was ich fordern kann, sind aber nur ziele. und somit würde ich schon freiheit für palästina als ziel aufstellen, was natürlich auch wieder vieles bedeuten kann.
das mit irland ist mir nicht ganz klar, aber ist irland immer noch eine kolonie von england? :)
eine marxistische analyse bedeutet ja nicht, dass das ergebnis schon feststeht. ist die hamas wirklich - wie die fatah - partei der palästinensischen bourgeoisie? ich glaube, es ist etwas komplizierter, denn warum bekämpfen sich denn beide? die hamas regiert ja nur in gaza und wurde gerade wegen ihrer volksnähe gewählt. ein beispiel: der ministerpräsident blieb auch nach der wahl in seinem flüchtlingslager wohnen. gibt es in gaza, einer region mit 80% arbeitslosigkeit, überhaupt eine kapitalakkumulation? gibt es dort die klassischen klassen bourgeoisie und proletariat? davon abgesehen brauche ich nicht die hamas (oder die fatah) unterstützen um den palästinensichen nationalismus zu unterstützen. mein punkt ist: es gibt eine unterdrückte nation und eine unterdrückende. wie kann ich denn als jemand, der gegen unterdrückung ist, "neutral" bleiben?
wenn wir uns einig sind, das israel der aggressor ist und die palästinenserInnen die unterdrückten, wie kann dann der nationalismus von beiden seiten gleich sein? oder haben wir ein missverständnis, was das wort nationalismus betrifft? was den punkt angeht, kann ich mich natürlich begrifflich irren oder falsch ausgedrückt haben.
ich weiß nicht, ob überhaupt schon jemand die dialektik von nationalismus und internationalismus theoretisch abschließend erfasst hat. letztlich ist es ein widersprüchlicher prozess, aber die widersprüche sollten wir auch erfassen.
ich denke, weder lenin noch trotzki haben in der sache das letzte wort gesprochen, möchte aber folgende feststellung von trotzki zu bedenken geben:
" Der Kampf der unterdrückten Völker für nationale Vereinigung und Unabhängigkeit ist doppelt fortschrittlich, denn einerseits bereitet er günstigere Bedingungen für ihre eigene Entwicklung vor, während er andererseits dem Imperialismus Schläge erteilt. Das im besonderen ist der Grund, warum die Sozialisten im Kampf zwischen einer zivilisierten imperialistischen demokratischen Republik und einer rückständigen barbarischen Monarchie eines kolonialen Landes trotz seiner Monarchie zur Gänze auf der Seite des unterdrückten Landes und gegen das Unterdrückerland stehen, ungeachtet seiner „Demokratie“." (1938)
mandel sprach darauf aufbauend von den drei sektoren der weltrevolution und ich finde, dass das im prinzip noch nicht überholt ist, auch wenn sich vieles geändert hat. der fehler der komintern und der kp china im besonderen war ja nicht, dass sie sich mit der nationalen bourgeoise verbündet haben, sondern, dass sie sich untergeordnet haben. auch ein permanenzrevolutionär kann für nationale unabhängigkeit sein. und er muss es - finde ich - wenn sich diese frage praktisch stellt.
Dass die palestinensische Bourgeoisie, als deren Partei ich nur die Fatah ansehen würde, nicht in der Lage ist, eine fortschrittliche Position einzunehmen, bedeutet praktisch, dass sie die Unabhängigkeit von Palästina aufgegeben hat. Insofern stimmt deine Analyse. Die Hamas ist meiner meinung nach in der widersprüchlichen Situation, dass sie einerseits die Unabhängigkeit noch nicht aufgegeben hat, andererseits ständig zu Zugeständnissen bereit ist. außerdem sind sie ja natürlich nicht ernsthaft für unabhängigkeit, sonst würden sie ja das volk bewaffnen und nicht nur sich selbst.
Wie dem auch sei: Wir sind uns ja einig, dass nur die soziale revolution (in der ganzen gegend) die nationale frage lösen kann. aber gerade das zeigt ja, dass die revolution ein mittel ist und kein ziel. was ich fordern kann, sind aber nur ziele. und somit würde ich schon freiheit für palästina als ziel aufstellen, was natürlich auch wieder vieles bedeuten kann.
das mit irland ist mir nicht ganz klar, aber ist irland immer noch eine kolonie von england? :)
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juan rivera,
Mittwoch, 11. Februar 2009, 22:09
Ich wollte keineswegs den Eindruck erwecken, dass die Diskussion für mich abgeschlossen sei ganz im Gegenteil.
Zuerst zu deiner Irland-Frage: Ich würde Nordirland definitiv weiterhin als englische Kolonie einstufen. Natürlich hat sich das Bild des britischen Kolonialismus von 1916 bis 2009 geändert. Natürlich strebt man heute danach es so erscheinen zu lassen, die Iren in den 6 besetzten Counties seien normale Staatsbürger. Wer aber hinter diese Fassade blickt wird Gegenteiliges entdecken. Noch in den 70er Jahren war es so, dass Wählerstimmen in Nordirland nach Hausbesitz vergeben wurden, damit in Städten wie Derry kein irischer Bürgermeister gewählt wird (In Derry leben 80% irische "Katholiken")
Aber auch in der Republik Irland hat die politische Unabhängigkeit für die irische Arbeiterklasse überhaupt keine Vorteile gebracht, was auch James Connolly schon richtig erkannt hat. Tatsächlich werden IRA-Aktivisten in den südlichen 26 Counties genauso hart verfolgt wie im Norden.
Nun zu Palästina:
Mein Problem ist einfach, dass der Nationalismusbegriff wie du ihn gebrauchst klassenunspezifisch ist und genau das ist eben der, aus meiner Sicht, springende Punkt. Die Hamas ist aus meiner Sicht eine bürgerliche Organisation. Sicher, sie ist in weiten Teilen dem organisierten, konservativen Kleinbürgertum zuzuordnen und wirkt deshalb "volksnah". Eine proletarische Organisation ist es deshalb aber noch lange nicht.
Ich gebe dir zwar recht, dass man aus wissenschaftlicher Sicht den Nationalismus Israels nicht mit dem Palästinas gleichsetzen kann, dies bedeutet aber nicht, dass der Nationalismus in Palästina erhaben über die antagonistischen Klassenunterschiede wäre. Die besondere Lage in Palästina macht die Bestimmung der Klassen zwar schwieriger, aber verschwinden tun diese dennoch nicht.
Und natürlich, ich solidarisiere mich auch mit dem palästinensischen Widerstand. Aber dieser Widerstand kann nur Erfolg haben, wenn er von revolutionären Organisationen angeführt wird, die das Kleinbürgertum mitreißen und nicht umgekehrt.
Zuerst zu deiner Irland-Frage: Ich würde Nordirland definitiv weiterhin als englische Kolonie einstufen. Natürlich hat sich das Bild des britischen Kolonialismus von 1916 bis 2009 geändert. Natürlich strebt man heute danach es so erscheinen zu lassen, die Iren in den 6 besetzten Counties seien normale Staatsbürger. Wer aber hinter diese Fassade blickt wird Gegenteiliges entdecken. Noch in den 70er Jahren war es so, dass Wählerstimmen in Nordirland nach Hausbesitz vergeben wurden, damit in Städten wie Derry kein irischer Bürgermeister gewählt wird (In Derry leben 80% irische "Katholiken")
Aber auch in der Republik Irland hat die politische Unabhängigkeit für die irische Arbeiterklasse überhaupt keine Vorteile gebracht, was auch James Connolly schon richtig erkannt hat. Tatsächlich werden IRA-Aktivisten in den südlichen 26 Counties genauso hart verfolgt wie im Norden.
Nun zu Palästina:
Mein Problem ist einfach, dass der Nationalismusbegriff wie du ihn gebrauchst klassenunspezifisch ist und genau das ist eben der, aus meiner Sicht, springende Punkt. Die Hamas ist aus meiner Sicht eine bürgerliche Organisation. Sicher, sie ist in weiten Teilen dem organisierten, konservativen Kleinbürgertum zuzuordnen und wirkt deshalb "volksnah". Eine proletarische Organisation ist es deshalb aber noch lange nicht.
Ich gebe dir zwar recht, dass man aus wissenschaftlicher Sicht den Nationalismus Israels nicht mit dem Palästinas gleichsetzen kann, dies bedeutet aber nicht, dass der Nationalismus in Palästina erhaben über die antagonistischen Klassenunterschiede wäre. Die besondere Lage in Palästina macht die Bestimmung der Klassen zwar schwieriger, aber verschwinden tun diese dennoch nicht.
Und natürlich, ich solidarisiere mich auch mit dem palästinensischen Widerstand. Aber dieser Widerstand kann nur Erfolg haben, wenn er von revolutionären Organisationen angeführt wird, die das Kleinbürgertum mitreißen und nicht umgekehrt.
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